Der kleine Bruder

Sie wacht schweißgebadet auf und ruft nach ihrer  Mama. Der kleine Junge neben ihrem Bett hält ihre Hand. „Es ist alles in Ordnung, liebste Schwester. Du hast gerade einen schlechten Traum gehabt. “
Seine Hand ist ein eisiger Schraubstock,  der ihre Finger quetscht,  sie bemüht sich, sich von ihm zu befreien.
„Was ist denn los?“, fragt er.
„Ich bin doch keine Schwester „, weint sie.

Der gesprächige Zeuge

Ein Mann ging in eine Tierhandlung und beabsichtigte ein Tier zu kaufen, alles außer einer Katze war ihm fast alles recht. Es sollte nur nicht über eine Straße laufen können, so wie sein letztes Katerchen, ein ganz Schwarzer, den er so geliebt hatte, und trotzdem ist es eines Abends passiert. Der kleine Kater, gerade mal knapp anderthalb Jahre alt, wurde angefahren, schleppte sich nur mit den Vorderpfoten vorwärts ziehend in seinen geliebten heimischen Garten und starb noch am selben Abend.

Nein, einen solchen Kummer wollte er sich nicht noch mal antun, so sehr er auch Katzen mochte.

Es sollte ein Tier sein, was er lieb gewinnen konnte, aber nicht weglaufen konnte.

Der Inhaberin der Zoohandlung, die immer ein kleines Hundchen mit sich herumtrug,  erklärte Hans, so hieß der Mann, sein Ansinnen. Die gute Frau verstand ihn sofort und schloss Hund und Katze daher natürlich aus, auch bei Reptilien verzog Hans das Gesicht, Fische im Aquarium war auch nicht sein Ding, ebensowenig Käfigtierchen wie Hamster, weiße Mäuse etc., mit Schlangen wollte er sich auch nicht anfreunden.
Da zeigte die Frau auf einen großen Käfig, in dem ein bunter großer Vogel auf einer Stange saß und Hans mit schiefen Kopf anschaute – ein Papagei.  Der gefiel ihm.

Die Inhaberin sagte, dass sie das wunderschön bunte Tier, übrigens eine Rotschwanzamazone,  erst kürzlich rein bekommen hatte, quasi aus einer Haushaltsauflösung. Die vermögende hochbetagte Besitzerin hatte den Papagei schon einige Jahre, aber eines Morgens war sie friedlich eingeschlafen, mit auf dem Bauch gefalteten Händen, ganz christlich.
Ihr Enkel Gerry  hatte den Vogel zu ihr gebracht und wollte noch nicht mal was dafür haben. Sehr edel, meinte die Frau.
“ Und sprechen kann er auch, das schöne Tier „, sagte die Frau. “ Guten Tag „, „Guten Tag “ krächzte der Papagei nach.  “ Mir gehts gut „, setzte er von sich aus dazu.

“ Den nehme ich,  ich denke, so ein kluges Tier ist das richtige für mich „, sagte Hans. Das freut mich, sprach die Chefin, drückte ihm eine Broschüre über Papageienhaltung in die Hand und versorgte ihn auch mit Papageienfutter.

Die nächsten Tage gewöhnte sich der Papagei prima an sein neues Zuhause bei Hans und dieser hatte den Vogel auch schon einige Male aus dem Käfig gelassen, was jener für ausgiebige Rundflüge nutzte, soweit es die Wohnung zuließ. Und immer krächzte der bunte Vogel “ Danke „,das hatte offenkundig seine frühere Besitzerin ihm beigebracht. So nach und nach kam Hans über seinen Katzenjammer ein bisschen hinweg.

Eines Nachts schreckte Hans aus dem Schlaf auf – der Papagei hatte extrem laut “ Gerry, Gerry ,lass mich, bringst mich um „, gekrächzt.    Und das wiederholte er mehrfach. Dabei schlug er mit den Flügeln immer und immer wieder in seinem Käfigzuhause.
Die nächste Nacht wiederholte sich das, bis der Vogel sich beruhigt hatte und auch Hans  dusselte irgendwann wieder ein. So ging das vier Nächte, Hans machte sich langsam Sorgen um den schönen Vogel.  Nur am Tag war alles okay, der Papagei krächzte ständig “ Danke “ und “ Mir gehts gut „, wenn Hans sich mit ihm befasste und mit ihm sprach.

Was bedeutete also das Geschrei des Papageis mitten in der Nacht?

Gerry – so hatte die Inhaberin der Zoohandlung den Vornamen des Enkelsohns benannt. Die zwei Wörter “ lass mich “ deuteten darauf hin, dass die alte Dame irgendwie bedrängt wurde, gar festgehalten wurde.

Und die Worte “ bringst mich um “ konnte man kaum anders deuten, als dass der alten Frau Gewalt angetan wurde, und das von Gerry, ihrem Enkel.

Hans grübelte und wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Sein Papagei sprach das doch nicht einfach von sich aus, die Worte muss er vorher gehört haben. Ganz klar!  Er musste noch mal mit der Inhaberin der Zoohandlung reden, vielleicht hatte sie mehr Informationen.
Die gute Frau sprach nicht sehr positiv von dem Enkelsohn Gerry, nannte ihn einen geldgierigen Schnösel, immer irgendwelche Weibergeschichten, der von ehrlicher Arbeit nichts hielt. Klar, er fuhr seine reiche Oma oft zu ihrem Laden, wenn die gute Frau Papageienfutter besorgen musste. Aber Gerry war nur noch der einzige Verwandte, den sie hatte, nachdem die Tochter, Gerrys Mutter an Brustkrebs und der Schwiegersohn kurze Zeit danach bei einem Autounfall gestorben waren. Manche hatten gemeint, Gerrys Vater hätte mit dem Unfall Selbstmord begangen, weil er über den Tod seiner Frau nicht hinweg gekommen war.
Sei es wie es sei, der plötzliche Tod seiner Oma, die vor Gesundheit strotzend bekannt war, machte Gerry offenbar zu einem reichen Mann, was man so hört, und die Inhaberin hörte viel. “ Kann es sein, dass er beim plötzlichen Ableben seiner Oma etwas nachgeholfen, weil er nicht mehr auf das üppige Erbe länger warten wollte? “ sagte der Mann. Tja seltsam war das schon, wo doch die Oma trotz ihres Alters noch vor Gesundheit strotzte, entgegnete die Inhaberin, doch ein Arzt hat auf dem Totenschein Herzversagen festgestellt. Nun liegt die gute Frau neben ihrem viel zu früh gestorbenen Mann auf dem Friedhof.

Die folgenden Nächte wurden ruhiger, der Papagei schrie nur noch ein paar Mal, anscheinend trat bei dem schmucken Tier das offenkundig Erlebte nach und nach in den Hintergrund. Wer kann schon die Albträume eines Tieres nachvollziehen.

Tage später fiel Hans eine Zeitungsnotiz auf, dass ein gewisser Gerry… auf einer Landstraße mit 200 Sachen mit seinem Porsche gegen einen Baum gekracht ist.
Auch eine Art Gerechtigkeit dachte Hans.

Nachsatz 

In Deutschland werden fast hundert Prozent aller Tötungsdelikte aufgeklärt. Aber das betrifft nur die Gewaltverbrechen, die den Ermittlungsbehörden bekannt geworden sind.
Und was ist mit den unbekannten?
Die gute Aufklärungsquote ist eine unrealistische. Kenner der Materie gehen davon aus, dass Tag für Tag bei  drei bis zehn verstorbenen Bürgern fälschlicherweise eine natürliche Todesursache bescheinigt wird. Jeden Tag werden mindestens drei Menschen umgebracht, ohne dass das bemerkt wird. Hochgerechnet sind das bis zu tausend nicht entdeckte Tötungsdelikte pro Jahr. ( Quelle : Das Kriminalmagazin Nr. 8 August 2018 “ Perfekte Morde sind längst alltäglich „)
Paradebeispiel ist der Fall einer Ärztin, die Stichwunden im Rücken nicht sah, weil sie die Leiche nicht mal umgedreht hat. Erst der Bestatter hat es gemerkt.

Golden State Killer – Entlarvung eines Monsters

Angst ist ein bedrohliches Gefühl mit vielen Steigerungsformen. Es gibt die Angst um die eigene Gesundheit, des Partners oder der Kinder. Es gibt Prüfungsangst, Angst, wenn man an einem steilen Hang sich befindet oder mit dem Auto aus der Kurve getragen zu werden, weil man die zu schnell angegangen ist.
Und es gibt jene Angst, die einen packt, wenn man von einem Verbrecher bedroht, geschlagen, mißbraucht  und zu Dingen gezwungen wird, die jenseits jeglicher Vorstellungskraft liegen.

Die Angst um das eigene Leben.   Todesangst, die schlimmste aller Ängste.

Eine solche Angst befiel jene  Menschen, die vom Golden State Killer alias Joseph James DeAngelo  heimgesucht wurden.
Dieses Monster in Menschengestalt hat im Zeitraum von 1976 bis 1986 mindestens 13 Morde, 50  Vergewaltigungen und mehr als 120 Einbrüche in Kalifornien begangen.

Die Medien hatten ihm je nach Tatort verschiedene Namen gegeben, aber die Bezeichnung Golden State Killer geht auf die Autorin Michelle McNamara zurück, die sich jahrelang mit ihm befasst und dabei wahrscheinlich ihre eigene Gesundheit vergessen hatte, denn sie starb viel zu früh, sodass ihr Mann ihr Buch über diesen Killer veröffentlicht hat, dessen richtigen Namen sie nicht mehr erfahren konnte. Das Buch konnte Februar 2018 rausgebracht werden, Ende April nahm man DeAngelo fest.

Doch ich möchte mich nicht mit den einzelnen Untaten des  Serienmörders und Vergewaltigers DeAngelo befassen, sondern mit der Art und Weise wie er überführt wurde.

Wer mehr über seine Verbrechen erfahren will, den verweise ich auf den Artikel von McNamara, neu abgedruckt im Stern Crime Heft Nr. 20 von August 2018, den Beitrag von DeLani R. Bartlette bei Medium “ Die Top 12 Verbrechen und Morde von 2018 – Pt.1 “ vom 31.12.2018 , auch ein Beitrag auf der Website Crime Traveller befasst sich damit oder man googelt nach dem Golden State Killer und findet etliche weitere Artikel.

“ McNamara hatte recht gehabt : Sie war davon überzeugt gewesen, dass der genetische Fingerabdruck den Täter eines Tages überführen würde. Zwar hatte die Suche in den Datenbanken der Polizei zu keinem Ergebnis geführt, aber dann lud Paul Holes, einer der Ermittler…das genetische Profil des Killers auf der Plattform GED – Match hoch. In Stammbaum – Datenbanken wie dieser geben Amerikaner ihre DNA -Daten zur Ahnenforschung ein.
Tatsächlich erbrachte die Suche einen Treffer. Die DNA eines Mannes ähnelte der des Täters. Der Mann musste ein entfernter Verwandter des “ Golden State Killer “ sein. Die Ermittler rekonstruierten wochenlang mithilfe von Traueranzeigen, Geburtsregistern und alten Telefonbüchern seinen Stammbaum. Am Ende kam aufgrund des Alters und der Wohnorte nur einer als Täter infrage, ein Cousin dritten Grades : James DeAngelo. “ ( Stern Crime Nr. 20 S. 58 )

Von der Polizei observiert gelang es vom Türgriff seines Autos DNA -Spuren zu nehmen und ein von DeAngelo benutztes Taschentuch zu sichern. Ein DNA -Abgleich erwies sich als eindeutig, woraufhin der inzwischen 72jährige DeAngelo am 24. April 2018 festgenommen wurde.

Der Fall hat natürlich Kontroversen um kommerzielle Ahnenforschungs – Websites ausgelöst, bei denen DNA von Menschen gespeichert werden. Die ACLU ( Amerikanische Bürgerrechtsunion ) äußerte Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und DeAngelos Verteidigung dürfte sehr wahrscheinlich die DNA – Beweise angreifen, denn die Ermittler hatten wissentlich ihre Identität gefälscht, um die DNA von DeAngelo hochzuladen.
Solange niemand gefoltert wird habe ich überhaupt kein Problem mit derartiger Beweisführung, sonst könnte man auch gleich Fingerabdruckspuren etc. als Beweismittel nicht zulassen. In solchen Fällen wie DeAngelo muss der Schutz der Allgemeinheit absolute Priorität haben.

Es bleibt spannend, der nächste Gerichtstermin gegen DeAngelo findet am 10. April 2019 statt.

Je länger…

… ein  Mordfall ungelöst bleibt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter doch noch gefasst wird. Zeugen sterben, Erinnerungen verwaschen, Beweismittel verschwinden oder werden vernichtet, das Interesse der Staatsanwälte erlischt. Manchmal aber passiert das Unglaubliche, und nach Jahrzehnten stellt jemand Fragen, die lange niemand zu stellen wagte, setzt Puzzleteile zusammen, die all die Zeit nicht zusammenzupassen schienen. ( Editorial zu Heft 22 Stern Crime ).

Da gibt es einen Staatsanwalt in Texas, dem es gelungen war, einen Mörder 58 Jahre nach der Tat vor Gericht zu bringen.  Beeindruckend die akribischen Ausführungen des Anklagevertreters, der zufällig den gleichen Nachnamen hat wie die damals ermordete Lehrerin Irene Garza. In den Polizeiberichten und Zeugenaussagen tauchte auffällig oft der Name des Mörders auf, nur den damaligen Ermittlern in 1960 fiel das anscheinend nicht auf.

Es brauchte erst die Hartnäckigkeit der Cousine des Opfers und den Eifer eines Staatsanwalts, um diesen Fall nach 58 Jahren endlich zu lösen.
Wie viel Trost Gerechtigkeit spenden kann.

Wer Stern Crime noch nicht kennt sollte sich das aktuelle Heft Nr. 22 besorgen.

Besessen von Crime

Meine Augen kreiseln hin und her,, ich schaue auf mein Crime -Heft, was auf dem Tisch liegt. Dann gucke ich zu meinem Bücherschrank, alles Raritäten der Kriminalliteratur drin, soll ich ernsthaft wieder mal ein „richtiges “ Buch lesen? Neben anderen wartet da noch Michael Connellys “ Der fünfte Zeuge “ auf mich, oder P.D.James “ Ein makelloser Tod „, ihr letzter Krimi, bereits seit 2009 in meinem Schrank und trotzdem noch nicht fertig gelesen. Verflixt aber auch!
Nun bleiben meine Augen doch wieder an meinem Tablet hängen und ich weiß, was ich damit alles lesen kann. Kindle zum Beispiel mit den zig Ebooks , die ich mir runter geladen habe. Da sind so klangvolle Namen dabei wie Michael Slade, oben erwähnter Michael Connelly, Ian Rankin, F.Paul Wilson, Graham Masterton, Mo Hayder.

Crime Traveller
SpecialX
KrimiScout
Schurkenblog

Warum bin ich nur so verrückt auf Kriminalsachen aller Schattierungen? Immer wenn das “ Wörtchen Kriminal…“ im Spiel ist, klingeln bei mir seit Jahrzehnten die Alarmglocken. Ich saugte im Laufe der Jahre so vieles in mein Gehirn auf, dass ich manchmal überlegen muss, “ hast du den Kriminalroman, den Kriminalfilm, die Dokumentation, die Story über tatsächlich stattgefundene Kriminalfälle, also True Crime schon gelesen bzw.gesehen.

Und gerade die wahren Verbrechen haben es mir in den letzten Jahren angetan. Was nicht heißt, dass ich nebenher einen ganz guten Krimi oder Thriller verschmähen würde. Im Gegenteil, aktuell ist es Graham Mastertons “ Die Schlaflosen „,ein brutales Stück Thriller.

Derzeit bin ich von Danny R. Smith alias Dickie Floyd angetan. Entdeckt habe ich ihn bei Medium. Es brauchte dann nicht lange und ich habe seinen Blog dickiefloydnovels.com angeklickt und wahre Stories eines Straßenpolizisten und Detectivs aus vielen Jahren eines Cops taten sich mir auf. Das ist genau das, was ich liebe, nichts erfundenes, sondern tatsächlich erlebte Episoden.
Danny R. Smith ist auch bei Medium ( medium.com/@dickiefloyd )zu finden.

Echt interessant Stories aus dem Berufsleben eines Polizei -Detectivs zu lesen.  Zusätzlich hat er mittlerweile schon das zweite Buch veröffentlicht, ein drittes ist in Vorbereitung.

Noch einen „Geheimtipp “ habe ich zu verraten, und zwar Ash Woods mit seiner Publikation auf Medium The -Crime -Historian, überschrieben mit Wahre Verbrechen und historische Verbrechen.
Das sind exzellent recherchierte Stories über Verbrechen, die im geschichtlichen Zusammenhang dargestellt werden.
Hier der Link :
Ash Woods
https://medium.com/the-crime-histori

Ich brauche Vorhängeschlösser!

Ich bin nicht geisteskrank! Ich bin nicht paranoid!

Letzte Nacht habe ich ihn gesehen. Er stand auf einmal in meinem Schlafzimmer, grinste mich an mit einem riesigen Mund, die Mundwinkel reichten von einem Ohr zum anderen und seine Zähne, die er beim Grinsen entblößte, waren riesengroß im Verhältnis zu einem üblichen menschlichen Gebiss. Aber er war ja auch kein Mensch. Er war ein Monster.
Abgesehen von seinem riesigen Maul war sein Gesicht kreideweiß und seine Ohren ebenfalls überdimensional. Eine graublaue Mähne bedeckte seinen Schädel. Ich konnte in meiner Panik nur erkennen, dass er eine blaue Latzhose trug, darunter ein schwarzblaues Hemd.

“ Wie kommst du hier rein, was willst du „, stammelte ich. Er beugte sich über mich, ich roch seinen üblen Atem, und grinste mir krächzend entgegen, “ dein letztes Stündchen hat geschlagen, verabschiede dich von dieser Scheißwelt! „. Im gleichen Moment biß er mich ins rechte Ohr, sodass ich aufschrie. Ein großes Messer blitzte in seiner Hand.

Ich schleuderte ihm ein Kopfkissen entgegen und fiel dadurch aus dem Bett, knallte mit der rechten Seite meines Kopfes gegen das Nachtschränkchen. Als ich mich aufrichtete war der Idiot weg.

Seit vor kurzem mein junger schwarzer Kater, den ich so liebte, totgefahren wurde, schlafe ich sowieso schlecht und habe saublöde Träume.
Aber was sollte das mit diesem bekloppten Typ, der aussah wie ein Horrorclown und mich sehr an Pogo the Clown alias den Serienmörder John Wayne Gacy erinnerte. Von dem hatte ich schon einiges gelesen, sowohl in einer Zeitschrift als auch auf Internetseiten.

Ich wollte es nicht drauf ankommen lassen und gleich morgens  bei Öffnung rannte ich in den nächstgelegenen Baumarkt. Gleich am Eingang rief ich einem Verkäufer zu, “ ich brauche Vorhängeschlösser, wo sind die hier? “ Doch der Verkäufer bremste meinen Elan und sagte, die sind ausverkauft, wann neue kämen sei ungewiss.
In anderen Märkten und Läden das gleiche, ich dachte, ich bin im falschen Film.

“ Scheiß – Mangelwirtschaft „, schimpfte ich lautstark vor mich hin. Die Leute drehten sich zu mir um und schüttelten die Köpfe.

Die folgenden Nächte waren grausam. Ich schob vor die Haustür einen Schrank und im Schlafzimmer auch einen.  Trotzdem erschien der Horrorclown wieder, einmal zähnefletschend mit einem Hackebeil in der Hand, dann mit einem riesigen Messer und als Krönung auch noch mit einer Kettensäge.
Ich wusste nicht mehr, war der Volltrottel wirklich da oder hatte ich Fieberträume.

Eines Morgens sah ich auf dem Kalender, in paar Tagen ist ja Halloween. Da kehrte plötzlich in mir eine wohltuende Ruhe ein, die ich schon lange nicht mehr kannte.
Ich wusste, wenn das vorbei ist, träume ich nur noch von meinem geliebten Katerchen, der viel zu jung aus seinem kleinen Leben scheiden musste.

Der Finger im Aquarium

“ Da schwimmt ein Finger im Aquarium,“ schrie Tante Eleonore, „o Gott o Gott „jammerte sie voller Entsetzen.

Alle Anwesenden, zwei Omas, zwei Opas, Onkel Kurt, seine Frau Eleonore , Hans der Jubilar , der seinen 40.Geburtstag feierte und die zwei Kinder Lisa und das jüngere Paulchen, versuchten, sich gegenseitig behindernd, in das große Wasserbassin im Wohnzimmer zu starren und diskutierten wild durcheinander.

Der sieht aber schon sehr vergammelt aus, wie ne kleine Wasserleiche. Scheint sogar schon von den Fischen angefressen zu sein, bemerkte Opa Erwin. “ Wann hast du das letzte Mal das Aquarium sauber gemacht? „, fragte er vorwurfsvoll seinen Sohn Hans. Erst vor drei Tagen, sagte dieser, sich keiner Schuld bewusst.

“ Habt ihr noch alle eure Finger dran ? „, warf Eleonore in die Runde und schaute dabei fragend Hilde, die Frau von Erwin an, die am linken Zeigefinger einen Verband trug.
“ Finger noch dran, hab mich nur gestern beim Zwiebelschneiden geschnitten. Was ist eigentlich mit Doris, was werkelt die so lange in der Küche rum? “

Da kam auch schon die Hausherrin und Gattin des Geburtstagskindes herein geflattert, schön und anmutig wie Doris Day.

“ Na amüsiert ihr euch gut? Ach es ist so schön, wenn man alle Lieben wieder mal zusammen hat. Das Festtagsessen zu Ehren meines lieben Hans ist gleich fertig und es gibt den allseits beliebten Spargel mit Sauce Hollandaise, na, hört sich doch gut an? “

“ Sehr schön, aber meine geliebte Doris, wir haben ein Problem, “ sagte Hans, “ im Aquarium hat Tante Eleonore ( wegen der Kinder sagte er immer Tante zu seiner Schwester ) einen vergammelten abgeschnittenen Finger entdeckt. Das macht uns allen Sorgen. “

Doris sah ihren Mann zunächst mit erschrockenem Gesichtsausdruck an, dann fing sie schallend an zu lachen.

“ Meine Liebsten, habt ihr diesen angeblichen Finger mal richtig angeguckt? Wenn ja, dann hättet ihr sofort gesehen, dass dieses abgeschnittene Ding kein Finger ist, sondern eine abgeschnittene Spargelspitze. Ich hatte doch heute vormittag den Spargel gesäubert und zerteilt, da hatte ich mich an den Wohnzimmertisch gesetzt, um meinen Lieblingskrimi im Fersehen zu gucken, da flutschte mir doch dieses Spargelstück ins Aquarium. Tja und dann hatte ich nicht mehr dran gedacht. “

“ Was gab es denn für nen Krimi?, fragte Opa Erwin.

“ Nun, ich gucke ja so oft ich Zeit habe gern die englischen Krimis von ZDFneo, vor allem Lewis, heute vormittag wiederholten sie gerade die Folge  Der Tote im Spargelfeld. 

Sämtliche Verwandten brachen in ein tosendes Gelächter aus, nur der kleine Paul kapierte die Heiterkeit nicht und wunderte sich, wieso Erwachsene so albern sein können.