Zwei Bankräuber

Von Peter Bellstedt

Sie saßen seit Stunden auf der Bank am Rande des Stadtparks und beobachteten die auf der gegenüber liegenden Straßenseite befindliche Bankfiliale.

Der eine, von seiner Mutter Erik genannt, seinem Vater war das egal gewesen, der hatte die Mutter sowieso nur dazu benutzt, auf ihr seine Gelüste abzureagieren, war gerade vor einer Woche aus dem Gefängnis entlassen worden und brauchte dringend Geld.

Der andere wurde Mario genannt, war seit der Kindheit Eriks bester Freund und Kumpel und hatte sehnsüchtig auf dessen Entlassung gewartet, um wieder ein Ding zu drehen. Dass auch er Geld brauchte, war selbstredend, denn seine Spielsucht verschlang mehr Moneten als die Sache einbrachte. Seine Arbeit als Ungelernter auf dem Bau, brachte dafür viel zu wenig Lohn ein.

Diesmal sollte das Ding richtig krachen und genug Geld für etliche Jahre in Saus und Braus einbringen.

Deshalb beobachteten sie die Bankfiliale, um genau zu erkunden, wann die drei Geldautomaten, die sich im Vorraum der Filiale befinden, mit Geld aufgefüllt werden.

Wenn es schon richtig krachen sollte , dann sollte es sich auch lohnen. Nicht dass sie einen Tag wählen, an dem die Geldautomaten halb leer waren.

Zig mal in Abständen von mehreren Tagen schauten sie zu, wie der Geldtransporter vor der Bankfiliale vorfuhr und mehrere Blechkisten von zwei Mitarbeiter der Security – Firma in das Gebäude reingeschleppt wurden. Es war nicht immer die gleiche Anzahl an Transportkisten, sondern Erik und Mario fiel auf, dass auch mal ein oder zwei Kisten mehr ausgeladen wurden als sonst. Beide schlussfolgerten daraus, dass mehr Geld angeliefert wurde, offenkundig, weil die Leute sich aus den Geldautomaten mit mehr Geld versorgt hatten.

Sie beschlossen daher an einem Tag zuzuschlagen, wenn mehr Geld als an den voran gegangenen Tagen angeliefert wurde. Bei ihren Beobachtungen kamen sich beide unheimlich clever und schlau vor.

 

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Dann kam der Tag, oder genauer gesagt die Nacht, in der sie das Ding durchziehen wollten. Am Tag vorher hatten beide beobachtet, wie vom Geldtransporter zwei Geldkisten mehr als üblich in die Bankfiliale gebracht wurden. Also musste mehr Geld zum Auffüllen der Geldautomaten angeliefert worden sein. Das war der richtige Zeitpunkt um zuzuschlagen.

Gegen drei Uhr in der Frühe schlichen Erik und Mario, bewaffnet mit zwei großen Rucksäcken, in die das viele Geld rein sollte. Jetzt waren die aber noch schlapp, nur zwei kleine Flaschen mit einem Propangas – Luft – Gemisch, Gummischläuche sowie ein selbst gebastelter Fernzünder befanden sich darin. Abgesehen von schwarzen Klamotten hatten sie sich Wollmützen besorgt, bei denen der Rand hoch gerollt war, runter gerollt bedeckten diese das ganze Gesicht. Wie man das aus Gangsterfilmen im Fernsehen kennt, waren darin allerdings zwei Löcher für die Augen und darunter ein Loch für den Mund.

 

Erik und Mario näherten sich der Filiale, keine Menschenseele war auf den Straßen, alles schlief, nicht mal ein Auto war zu hören. Die Stille war fast unheimlich, mit der Dämmernis, es brannte nur jede zweite oder dritte Straßenlampe, wirkte die Stadt wie ausgestorben, regelrecht geisterhaft.

Mario, der bei der Bank ein Konto hatte, öffnete mit seiner Karte die Außentür und schon waren sie im Vorraum mit den Geldautomaten. Eilig holten sie die Propangasflaschen, die Gummischläuche und den Zünder aus den Rucksäcken und ließen das Gasgemisch in den mittleren Geldautomaten einströmen. Als die Flaschen leer waren brachten sie den Zünder an und verließen schnell den Vorraum.

 

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Sie liefen neben der Filiale um eine Hausecke in eine schmale Straße, die in die Altstadt führte und hockten sich hin.  Erik betätigte den Fernzünder, aber es tat sich nichts. Panik erfasste ihn, dann drückte er nochmal die Fernbedienung und fast im gleichen Moment gab es  einen Riesenknall. Die Explosion war so gewaltig, dass fast die gesamte Glasfassade der Bankfiliale heraus gesprengt wurde. Mauerstücke, große und kleine Scherben des Sicherheitsglases sowie Teile der Einfassung flogen meterweit auf und über die Straße.

Als der Lärm der Explosion und die Staubwolke sich verzogen hatten, stürmten sie in den Vorraum der Bankfiliale und wollten das Geld aus dem Automaten einsammeln und in die Rucksäcke stopfen ….. doch was sie vorfanden waren keine Geldscheine . Der ganze Vorraum lag voller rechteckiger Papierfetzen. Als sie den aufgesprengten Geldautomaten beäugten, blieben ihnen die Münder offen stehen. Der Geldautomat war gar kein Geldautomat – nur widerwillig mussten Erik und Mario akzeptieren, dass sie den Kontoauszugsdrucker gesprengt hatten. Was da rumlag war unbedrucktes Papier, woraus Kontoauszüge werden sollten, wenn Leute mit ihrer Bankkarte diese anfordern sollten.

 

“ Scheiße “ war alles, was Mario sagen konnte. Erik entfuhr der Satz : “ wie konnten wir nur so blöd sein „. Er fügte, an Mario gerichtet, hinzu, ob dieser das nicht gesehen hätte. Der entgegnete, “ Hast du das denn nicht gesehen, willst du mir jetzt die Schuld geben ?“ Egal, sie hatten es vermasselt, jetzt gab es nur eins, so schnell wie möglich verschwinden.

Beide schnappten sich ihre Rucksäcke und verließen schnellen Schrittes die Filiale.

 

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Das SEK positionierte sich vor der Wohnungstür von Mario und einer von den Polizeibeamten hämmerte gegen die Tür. Mario kam schlaftrunken nicht so schnell aus dem Bett und SEK – Beamte sind ungeduldige Leute und schon flog die Tür aus den Angeln. Mario wusste nicht, wie ihm geschah. Er verstand nur, “ Haftbefehl, verhaftet, Banküberfall , dringender Tatverdacht,“ und dann wurde er unsanft aus seiner Wohnung gezerrt.

Erst in der Polizeidienststelle, als ihm die richterliche Haftanordnung zum Lesen gegeben wurde, wurde ihm schmerzlich bewusst, warum er hier war. Er hatte sich mit seiner Bankkarte verraten. Der Türöffner der Bankfiliale registrierte, wenn jemand außerhalb der Öffnungszeiten seine Karte benutzte, um in den Vorraum zu gelangen. Dazu kamen die Aufnahmen der Überwachungskameras, die zwei vermummte Gestalten zeigten. Abstreiten zwecklos.

Allein “ hängen “ wollte er auch nicht, also verriet er den Kripobeamten, dass die zweite Gestalt Erik war.