Ross MacDonalds frühes Verbrechen
Meine nostalgische Phase geht weiter. Jetzt habe ich Ross MacDonald ( wieder-) entdeckt.
Bisher kannte ich aus früheren Zeiten nur den Buchtitel “ Die Kehrseite des Dollars “ kriege es aber nicht mehr zusammen, wann ich das Buch gelesen habe. Vor oder nach der Wende ( 1989 ) , keine Ahnung. Na egal, Ross MacDonald war mir neben Dashiell Hammett und Raymond Chandler , den Größen des Hard – Boiled – Kriminalromans trotzdem ein Begriff.
Schon allein wegen meiner gierigen Jagd nach den besten Krimis, die es zu DDR – Zeiten zu ergattern gab, war der Name Ross MacDonald für mich keine unbekannte Größe. Nur mehr als den oben genannten Krimi konnte ich nicht ersteigern, ob noch mehr Bücher herausgegeben wurden, kann ich nicht mehr feststellen. Ist ja auch egal, heutzutage kriegt man jederzeit alle Bücher, neu oder gebraucht z.B. bei Medimops , ganz wie man will.
Ich wurde neugierig auf Ross MacDonald, der anscheinend in der Kriminalliteratur genauso bedeutsam ist, wie Hammett und Chandler, und so habe ich mir kurzerhand , bei irgendeinem Buch muss man ja anfangen, “ Der Untergrundmann “ auf mein Kindle heruntergeladen. EBooks sind ganz schön und praktisch, aber ein Buch aus Papier, was man anfassen kann und bei dem man die einzelnen Seiten umblättern kann, ist für eine Leseratte wie ich es bin, immer wieder ein kleines Erlebnis. Deshalb habe ich mir bei Medimops das Buch besorgt.
Ich will in diesem Beitrag nichts groß über den Lebensweg von Ross MacDonald sagen, das kann man problemlos überall nachlesen, vor allem bei Wikipedia, aber zu seinem literarischem Lebenswerk möchte ich doch auf jeden Fall ein paar Aussagen treffen.
Was liegt näher als bei Medium nachzuschauen, ob ich dazu was finde. und siehe da, ich habe dort einen Beitrag von Bill Evans entdeckt, der sich lohnt, auszugsweise zu zitieren.
“ Die Romane wurden von Genre-Fans und Literaturkritikern gleichermaßen gefeiert. Die Romane von Lew Archer gelten als einige der bedeutendsten amerikanischen Kriminalromane der Mitte des 20. Jahrhunderts und verlieh dem Genre literarische Raffinesse. Der Kritiker John Leonard (New York Times Book Review) erklärte, Macdonald habe die Grenzen der Kriminalliteratur überschritten und sei zu einem „bedeutenden amerikanischen Romanautor“ geworden. Er wurde zudem als der wichtigste Erbe von Dashiell Hammett und Raymond Chandler als Meister des amerikanischen Hardboiled-Krimi bezeichnet.
Macdonalds Werk baute auf dem prägnanten Stil seiner Vorgänger auf und verlieh ihnen psychologische Tiefe und Einblicke in die Motivationen seiner Figuren. Ihre Plots von ‚barocker Pracht‘ waren komplex und drehten sich oft darum, dass Archer Familiengeheimnisse aufstrebender Klienten ans Licht brachte, die manchmal mehrere Generationen zurückreichten. Verlorene oder missratene Söhne und Töchter waren ein Thema, das sich durch viele seiner Romane zog. Kritiker lobten Macdonalds geschickte Kombination der beiden Seiten des Krimi-Genres, des ‚Whodunit‘ und des Psychothrillers. Selbst seine Stammleser sahen selten eine Macdonald-ähnliche Auflösung kommen.“ Aus dem Wikipedia- Artikel über Ross Macdonald
Erbe von Dashiell Hammett und Raymond Chandler – keine schlechte Gesellschaft.“
Einen interessanten Artikel habe ich auch auf der Website des Diogenes Verlages gefunden, der zum 100. Geburtstag von Ross MacDonald im Jahr 2015 erschien. Daraus will ich ein paar Auszüge wiedergeben.
“ Heute vor 100 Jahren wurde Ross Macdonald in Los Gatos, Kalifornien, geboren. Detektiv Lew Archer machte ihn ebenso bekannt wie Privatdetektiv Marlowe seinen Erfinder Raymond Chandler oder auch Sam Spade seinen Autor Dashiell Hammett.
Lew Archer, der empathische unter den Hardboiled-Detektiven
Lew Archer hat Ross Macdonald damals berühmt gemacht. Und noch heute fasziniert Archer so sehr, dass die Gebrüder Coen dabei sind, für Warner Brothers ein Drehbuch zu Black Money zu schreiben, einem Archer-Krimi aus dem Jahr 1966, der bei Diogenes in Vorbereitung ist.
Fargo, Barton Fink, Blood Simple – die Coen-Brüder wissen, was eine Hommage an den Film noir ist. Und auch Archer haftet ja der Ruhm an, ein ›hard-boiled‹ Detektiv, also hartgesotten zu sein.
Eines steht fest: Lew Archer teilt mit den Kollegen Marlowe und Spade die Fähigkeit zu coolen Sprüchen.
Donna Leon, die eine glühende Verehrerin von Ross Macdonald ist und zu jedem neu übersetzten Band ein Nachwort geschrieben hat, sagte einmal, sie bewundere an Archer, dass er niemals die Fassung verliere. Ein echter Gentlemandetektiv ist er und stets gut gekleidet. Kein Pistolero, kein Macho, vielmehr stets mit einer Aktentasche unterwegs. Ein Kritiker nannte Archer einen Therapeuten mit ›Private-Eye‹-Lizenz. Archer, der selbst einige Jahre beim Psychologen auf der Couch verbracht hat, schaut seinem Gegenüber in die Seele. Er will ergründen, warum ein Mensch zu dem geworden ist, was er ist: »I have a secret passion for mercy. But justice is what keeps happening to people.«
Obwohl Archer groß ist und ein Sportstyp – auf der Highschool war er Footballplayer –, hält er nichts von Gewalt. Er setzt auf Einfühlung und Scharfsicht. An diesem Scharfblick liegt es auch, dass Ross Macdonalds Geschichten mehr sind als »nur« Krimis, es sind Bücher über Amerika.
Ökologie, Generationenkonflikt, Rassismus: Brisante Themen hat Ross Macdonald als einer der Ersten in die Kriminalliteratur einfließen lassen – sicher auch ein Grund, warum die Coen-Brüder sich Black Money vornehmen, in dem es nicht nur um Schwarzgeld geht, sondern auch um die Ausgrenzung von Menschen, die im Verdacht stehen, nicht richtig »weiß« zu sein.
Ross Macdonald, geboren 1915 in Los Gatos, Kalifornien, zählt zu den besten amerikanischen Kriminalautoren des 20. Jahrhunderts. Seine Bücher sind Bestseller und wurden erfolgreich verfilmt. Seine Kriminalromane gelten als Spiegel der amerikanischen Gesellschaft. Ross Macdonald starb 1983 in Santa Barbara.“